Sodele, nun möchte ich nun doch noch nacholen, wie denn unsere Fahrt verlief. Der ganze Aufbruch war ja für mich doch relativ spontan, so hatte ich ja den Termin um eine Woche vorgezogen. Gut bepackt fuhr ich dann am Sonntag morgen gegen 09:30 gen Konstanz um den dort schon wartenden Andreas einzuladen. Andreas sollte dem Auditorium eigentlich bekannt sein, so gehört er auch zur ZiegelsBrasil™-Truppe.
Von Konstanz aus ging es dann zunächst quer durch die Schweiz, das Pickerl/Vignette (wie heissen die Dinger bei den Schwyzern?) hatte ich ja bereits am Auto pappen, also kein Problem. Den ersten halt machten wir dann in Genf (Genève). Wobei 'halt' eigentlich falsch ist. GENerFt von den vielen Massen, wollten wir gar nicht erst aussteigen, geschweige denn ein Parkplatz suchen um dann 10 Fränkli für nen Espresso zu bezahlen. Also Fuss aufs Gas, raus aus der Stadt, vive la France.
Den ersten Kontakt zur französischen Sprache hatten wir dann, als wir an einer Raststätte einen Automaten-Kaffee zu uns nahmen. Wow. da stehen 10 Automaten in Reih-und-Glied, dafür ist der Kaffee Bäh!!!! Naja, 2 Espressi-Dopio reingehauen (das war aber kein Französisch, oder? *g*) und we're on the road again.
Geplant war eigentlich, die erste Nacht in Marseille zu verbringen, aber wer will schon nach Marseille, wenn man auch nach Andorra kann. Also auf der l'Autoroute 7 vor Avignon direkt nach links abgebogen. Sind dann bis nach Carcassonne (... uih, da gibts doch das Tolle Spiel..., genau!) gekommen um dort nachts die letzten Weckle/Würstle zu verdrücken und die absolutely stunning Burg anzuschauen. Die ganze Stadt hat so ein altes, verwinkeltes südfranzösiches Flair, wo man sich kaum traut ein rosa Toyota mit deutschem Kennzeichen abzustellen. Haben dann unser voiture auf dem riesigen und stets beleuchtetem Parkplatz der Burg platziert und sind erstmal durch die Burgstadt stolziert. Und das .. wow, ohne Eintritt zu bezahlen. Der Wahnsinn. Wir dachten, ok, wir sind in Frankreich, hier trinkt man Wein. Also ab in die nächste Burgschenke. 1cl für 3 Euro. Happige Preise, daher auch der Parkplatz umsonst.
Haben noch paar tolle Fotos geschossen und dann gings ab ins Bett, aeh Auto natuerlich.
Wenige und vorallem wenig erholsame Stunden später rollten wir bereits weiter gen Andorra la Vella. Unterwegs erstmal mit "Vous-avez Café", "Quatre croissants s'il vous-plaît" und "Je voudrais aller à Andorre" das nötigste erkämpft. Für all die Sachen, die die nichtmehr existenten Sprachkenntnisse (ich hatte ja nur 7 Jahre Französisch, da kann man schonmal was vergessen *pfeif*) nicht zuliessen, musste der Marché Aldi herhalten. Alles wie zuhause :)
Was noch nervig zu Frankreich zu erwähnen wäre, wären die exorbitanten Maut-Gebühren und dazu noch der 20cent über deutsche Verhältnisse liegendende Spritpreis. Für 100km Autobahn zahlt man Gut-und-Gerne mal 10-15 Euro, allein, dafuer, dass man die Straße nutzen darf. Aus diesem Grund haben wir auch direkt mal 150km Autobahn abgekürzt und sind Landstraße gedüdelt. War zäh, fahrtechnisch anstrengend, aber schön. Ich denke das hat sich auf jedenfall gelohnt, denn nur so bekam man wirklich den Reiz der südfranzösischen Landschaft mit.
Anschliessend gabs dann dem Anstieg auf die ca. 2500m hohen Berge nach Andorra. Landschaftlich karg, aber sehr einladend zum wandern, und dann diese Touristen-Hochburgen mit Zigaretten, Alkohol und vorallem Benzin. Man könnte fast meinen Andorra wäre eine einzige Tankstelle. Aus mehr besteht Andorra nicht. Zumindest im Sommer, im Winter ist alles zugeschneit und ein einziges Skiparadies. Eine Riesen Touri-Industrie, aber was will man auch machen, wenn man nix hat, ausser Berge und einem Zollfrei-Status.
Machten dann mal halt in der Hauptstadt und stellten unsre coche (ab hier wird ja jetzt spanisch gesprochen, gottseidank) auf einem Grundstück eines Hotels ab. Logisch, mal wieder Parkplatz-Not. Aber kein Problem. Direkt ins Hotel rein und mit el chefe (naja vielleicht nicht direkt) geredet. "Solamente para una hora, no es una problema."
Die Zeit hat locker gereicht um nen Café pra llevar (zum mitnehmen) zu kaufen und anschliessend natuerlich eines dieser Alkohol/Tabak Geschäfte zu betreten. Hab mir dort dann nen Laphroaig Quarter Cask für unter 20 Euro gekauft. Der übliche Preis würde wohl beim doppelten liegen. Ne Flasche Absolut-Vodka, als Vergleich, haette 3 Euro gekostet. Andreas hat sich nen Cinquenta-e-um (importado do Brasil) für 5 Euro gekauft. Achja. Der Tank hat auch noch was abbekommen, 0,95 Euro/Liter, also vollgemacht, hatten wir doch in Frankreich noch mit jedem Liter gegeizt.
Tja, wo es hinauf geht, geht es auch wieder bergab, nur diesmal auf der anderen Seite. Hier nun bereits in Spanien angekommen hatten wir die wohl kurvigste Strecke ever. Ca. 200km Landstraße, rauf, runter, enge Kurven. Ich glaub wir haben über 5h hierfür gebraucht. Zusätzlich hatten wir noch ne Zwangspause weil die Tour-de-Epo (oder wie heissen die auf ihren Rennrädern? Team Team Telekom und Co.) dummerweise Vorfahrt hatten und wir so die Straße raeumen mussten. Und ich sag euch... bis da dann wirklich der letzte Hobbie-Radler vorbei ist, das dauert. Andreas hat direkt mal ein Nickerchen gemacht.
Anschliessend ging es immer der Sonne entgegen. Die nächsten 500km ist eigentlich nichts spannendes passiert, so liessen wir Zaragoza (eigentlich dick rot anmarkiert auf unsrer Route) links liegen und fuhren direkt weiter nach Madrid. Bereits 60km vor Madrid ersann man sich inmitten einer Großstadt. Die Nase tat ihr übriges, dort roch es alles andere als lecker. Spasseshalber sagte ich Andreas dann, als wir kurz vor dem Zentrum Madrids waren irgendetwas von verfahren und "dann cruisen wir eben einmal quer über Pra
ça Maior". Zur Erinnerung hier saß ich vor fast genau einem Jahr mit Rico und Isabel zusammen und aßen lecker Paella. Natürlich kam es, wie es kommen musste und mein GPS leitete uns MITTEN!!!! ins Zentrum (womöglich war das sogar richtig, denn es hat auf den anderen 3000km stets prima funktioniert, nur wir waren eben zu dämlich). Naja auf jedenfall passierten wir dann den besagten Pra
ça Maior quasi in Spuckweite. :) Ich war gut damit beschäftigt, völlig übermüdet in diesem Trubel von 20-Verkehrspuren den wilden Fahranweisungen meines GPS-Gerätes Folge zu leisten und vorallem dabei keinen Unfall zu bauen. Alles ging Gut bis auf .. aehm Mama ... *duck* ... 's könnt sein, dass da die nächsten Wochen ein Brief nach Hause flattert. Da war ne dumme Baustelle, welche auf 60 begrenzt war. Naja ich hatte 80 drauf. :) Wird schon nicht so schlimm werden.
Hinter Madrid, so war der Plan, wollten wir uns dann wieder ne Stelle zum Übernachten suchen. Hatten wir vorher schon einige Rastplätze angeschaut und für gut befunden, waren wir uns sicher auch auf so einem zu übernachten. Wir also, wie bereits bekannt nach Raststätten ausschau gehalten, haben sogar noch Witzle gemacht wieviele "Features" der Rastplatz denn haben muss, damit wir rausfahren. (Features: WC, Tankstelle, Restaurant, Hotel, Dusche ...). Also wir uns dann tatsächlich für eines entschieden haben, waren wir bereits 60km hinter Madrid und verliessen die Autobahn. Aber was war das? Abfahrt ins Nirvana ... Das Schild leitete nicht auf den so sehr erhofften Schlafplatz, sondern in ein absolut verlassenes Dörfchen (hier würde wohl Caldeia passen, kann ich aber leider nich übersetzen). Auf jedenfall war da weder ein Haus erleuchtet noch irgendwo ein sicherer Schlafplatz in der nähe. Also wieder raus die die Autobahn und zur nächten und zur nächsten and so on. Bei irgendeiner war dann tatsächlich mal eine Tankstelle mit Nachtverkauf, welcher aber leider nichts mehr zum Beissen für uns parat hatte. Schnell gefragt, wo wir denn noch was kriegen könnten, malte der Herr eine 84 auf den Zettel und sagte "Vocês estão aqui" (Ihr seid hier, und zeigte auf die Zahl und meinte damit den Autobahn-Kilometer). Tienes de Ir para (Ihr muesst zu) und malte die nächste Zahl auf das Papier ...135... Ergo, ab ins Auto und weitere 50km durchhalten. *gaehn* Diese km dann auch noch irgendwie runtergerissen, das zweite Brot mit Serrano-Schinken verdrückt (daheim esse ich jahrelang nur Käse, kaum bin ich in Spanien, futtere ich nur noch Schinken *grins*) , ein kleines copino cerveza und gute Nacht. Wie bereits gewohnt zwischen Lenkrad und Pedalen gepennt und entsprechend wenig erholen können.
Dafür konnte, nach dem Aufstehen das Wetter kaum besser sein, und es war, wie bereits gewohnt, schon früh morgens viel zu warm. Als dann auch die ersten Portugal, Lisboa und Setúbal Hinweise auf den Schildern zu sehen war, stieg die Vorfreunde entsprechend und die Zeit verging wie im Fluge. So waren es vom letzten Stop auch nur noch rund 500km, also nur noch ein Katzensprung. Irgendwo vor Setúbal war dann nochmals ein Tankstop von Nöten und so probierten wir auch gleich unser bestes Brasilianisch aus und versuchten in Erfahrung zu bringen, wo wir denn duschen könnten. So stand ja, angekommen in Setúbal, als erstes auf dem Programm zur Uni und dann zum Wohnheim zu rennen. Wollten ja nicht gleich als voll heruntergekommene Assis antanzen. Dass wir damit aber direkt in die Gegend passen würden, wo es denn nun hingehen sollte, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. :) Glücklicherweise hatten die auf dem Rastplatz auch direkt ne Dusche parat und das war in der tat eine Wonne, endlich mal wieder zu duschen. Frisch gestriegelt dann die letzten km absolviert und ab zur Uni, und da passierte .....
.... mehr gibts im nächsten Blog. :)
Abracos, Beijos oder tschuessle. Jeder wie er mag.
Stefan
Achja, als Nachtrag kurz ein paar Daten zur Fahrt:
Gesamt-km : 2712 km (haben ja bissle abgekürzt in Südfrankreich)
Zeit-in-Fahrt: 31 Stunden, 11 Minuten
Zeit-im-Stand: 9 Stunden, 33 Minuten (da waren die Stau's inklusive)
Max-Geschwind: 185 km/h (jaja, Corinna... Raser, alles klar *g*)
Durchs-Geschw: 86,9 km/h siehste, geht doch! :)
Max-Höhe : 2385 m
Am krazzesten Fand ich allerdings die Aufsummierung an Höhen-Metern. Und zwar haben wir auf der gesamten Route 21.041m an Höhe absolviert. (Also nur nach oben). Hart oder?!
Bjs.